Bericht Förderflugzeug LS1f-neo 2024
Die Wolken tief, die Temperaturen eisig, doch die Vorfreude riesig – Anfang März war
es endlich so weit, ich konnte die RP1 in Bad Sobernheim abholen. Was ich nicht ahnte: bis zum ersten Flug sollte es noch bis Anfang Mai dauern. Grund dafür war der Eintragungsschein, der beim
LBA in Braunschweig noch im Winterschlaf verweilte.
Gerade noch rechtzeitig vor dem Dannstadter Vergleichsfliegen fand er dann doch noch
seinen Weg zu mir, sodass ich endlich in die Saison starten konnte. Nach einem verregneten Frühjahr zeigte sich das Wetter am ersten Wettbewerbswochende von seiner besten Seite und schenkte uns
vier Wertungstage mit längeren Strecken im Odenwald und Spessart. Es war für mich der erste größere Wettbewerb, die Umstellung fiel mir allerdings überraschend leicht. Besonderes Highlight war
der 4. Wertungstag, da ich es dort zum ersten Mal schaffte, ganz entspannt für mich allein zu fliegen. Zudem konnte kein Absitzer mich aufhalten, was mir am Ende einen phänomenalen 4. Platz
einbrachte, auf den ich mächtig stolz war.
Das zweite Wochenende verging leider ohne einen weiteren Wertungstag und läutete eine
Schlechtwetterperiode ein, die sich hartnäckig durch die nächsten Wochen und eigentlich auch durch die gesamte Saison ziehen sollte. Trotzdem ließ ich mich nicht entmutigen, nutzte jede
Gelegenheit zum Fliegen und genoss die vielen Freiheiten, die ein eigenes Flugzeug mit sich brachte.
Als nächstes ging es auf das Lachener Vergleichfliegen. Ich reisten einen Tag früher
an und konnte so ein schönes JoJo im Odenwald fliegen, welches mit einem Schnitt von 91 km/h mein schnellster Flug der Saison war. Im Nachhinein war es zudem der beste Flug der gesamten Woche, da
es leider nur zwei richtige Wertungstage gab. Am ersten landete ich bei bester Grauthermik im Odenwald außen, am zweiten flogen wir eine Rheintalrallye mit Mindestdistanz.
Ein weiteres Highlight meiner Saison war das Idaflieg Leistungslager in
Bartholomä, welches ich mitorganisiert und nach dem Vorbild des rheinlandpfälzischen NEST gestaltet habe. Als Trainer konnten wir Größen wie Uwe Wahlig oder Mathias Schunk gewinnen, von deren
Wissen ich enorm profitieren konnte. Nicht nur deshalb habe ich in der Woche viel über das Teamfliegen gelernt und verbesserte zudem meine Vorflugstrategie. Aufgrund des Hochwassers der Donau
flogen wir jedoch konservativ und mussten zudem am ersten Tag auf den Flugplatz in Donzdorf ausweichen. Auch die restliche Woche über war das Wetter bestenfalls mittelmäßig.
Daraufhin stand für mich eine kleine Pause an, da ich etwas Uni-Stoff nachholen wollte
und die Thermikprognose sich nicht wesentlich verbesserte. Mein Versuch, zum NEST zu fahren, scheiterte zudem an den sich auflösenden Bremsen des Anhängers. Trotzdem gelangen mir einige längere
Flüge aus Bartholomä, da ich durch die Hilfe des Wormser Fluglagers dort unter der Woche in die Luft kam. Dabei flog ich unter anderem eine angemeldete Ziel-Rück Aufgabe, bei der ich mir die
Altstadt von Regensburg aus der Luft ansehen konnte.
Nach Ende des Semesters ging es mit meinen Eltern in den Fliegerurlaub nach
Cham-Janahof im Bayrischen Wald. Dort hatten wir endlich mal ein wenig Glück mit dem Wetter und ich wurde zusätzlich stets aus dem Chamer Loch herausgeschleppt. So konnte ich am 25.07. meinen
längsten Flug der Saison und meinen bisher punkthöchsten Flug überhaupt machen. Insgesamt 481 km ging es über die Fränkische Alb und durch den Bayerwald, zum Ende störte nur eine hereinziehende
Abschirmung. Ich habe diesen Flug sehr genossen, da er mir zeigte, wie viel ich in dieser Saison gelernt hatte und in Zukunft leisten kann. Drei Tage später ging es zu einem weiteren Flug nach
Norden, bei dem ich den Oberpfälzer Wald und Tschechien erkunden konnte. Riesige Felder, Pilsen und Kurbeln mit einem Blanik, mein erster Flug ins Ausland war auf jeden Fall eine Reise
wert.
Mit viel Motivation fuhr ich daraufhin auf die Juniorenquali nach Grabenstetten, die
leider nicht so erfolgreich verlief wie erhofft. Wetter, Gelände und Luftraum machten mir zu schaffen, sodass an einigen Tagen der Flug leider schon vor der Startlinie beendet war. Immerhin kann
ich nun mit Überzeugung sagen, wirklich jeden Acker in unmittelbarer Flugplatznähe ausgetestet zu haben. Trotzdem habe ich wahnsinnig viel lernen dürfen und werde es im nächsten Jahr einfach
nochmal versuchen. An den Tagen, an denen ich abfliegen konnte, landete ich jedes Mal im Mittelfeld und war so durchaus zufrieden mit meiner Leistung.
Damit endete meine Saison zunächst erstmal etwas frustrierend, da in den
darauffolgenden sechs Wochen meine Klausuren in der Uni anstanden.
Anfang Oktober holte ich den Flieger dann doch noch ein letztes Mal aus seinem Hänger
- es ging ins Hanglager nach Bisperode-West an den Ith. Dort durfte ich mich netterweise dem Lager des LSV Burgdorf anschließen. Die Woche wurde für mich zum perfekten Saisonabschluss, da sie
insgesamt keine Wünsche offenließ. So war von Hangwind über Welle und Thermik Alles mit dabei.
Ein großes Dankeschön geht an all jene, die dieses unvergessliche Jahr für mich
möglich gemacht haben. Zu nennen sind hier vor allem der Förderverein Streckensegelflug Rheinland-Pfalz für die Bereitstellung des Flugzeugs und der Aero-Club Idar-Oberstein für die Unterstützung
bei der Bewerbung und darüber hinaus. Besonders wichtig sind zudem die beste Rückholerin Charlotte, mein persönlicher Coach Steffen, meine Teampartner Julian, Maxi und Tom sowie meine Eltern, die
mir das ganze Jahr über den Rücken gestärkt haben. Danke auch an die Akaflieg Stuttgart und an alle anderen Vereine, deren Infrastruktur ich nutzen durfte.
Am Ende bleibt mir nur zu sagen: bewerbt euch unbedingt im nächsten Jahr
selbst!
Clara Thaldorf
Ein Jahr mit der RP2 – Eine durchwachsene Saison
Im März begann für mich ein neues Abenteuer im Segelflug: ich durfte die RP2
übernehmen – eine große Ehre und Verantwortung. Die Vorfreude war riesig und Mitte März fuhr ich nach Bad Sobernheim, um das Flugzeug abzuholen. Die Übergabe verlief erfreulich, doch es gab einen
kleinen Haken: die Eintragungsscheine waren noch nicht vom LBA zurück. Aufgrund des schlechten Wetters hielt sich die Enttäuschung in Grenzen nicht sofort fliegen zu dürfen.
Was zunächst als kleine Verzögerung erschien, zog sich jedoch hin. Nach Wochen des
Wartens begann ich, der Ursache nachzugehen. Nach zahlreichen Telefonaten und manch einer interessanten Antwort seitens des LBAs gelang es mir schließlich, drei kleine Worte in den
Versicherungsnachweis aufzunehmen. Damit war das Problem gelöst und Anfang Mai – fast drei Monate nach Beantragung – kamen die Eintragungsscheine endlich an. Meine Saison konnte beginnen.
Erster Wettbewerb
Viel Zeit, um mich einzufliegen blieb nicht, denn bereits eine Woche später stand das
Vergleichsfliegen in Dannstadt an. Es war mein erster Wettbewerb und ich startete mit wenig Erfahrung. Bereits am ersten Tag zeigte sich, dass Wettbewerbsfliegen eine sehr eigene Disziplin ist:
Zum ersten Mal flog ich eine LS8 mit Wasserballast, was extra Zeit beanspruchte und zu einer kleinen Warteschlage an den Schläuchen hinter mir führte. Trotz weiterer Schwierigkeiten funktionierte
zum Abflug alles, doch ich merkte im Nachhinein, dass ich mir zu hohe Ansprüche gesetzt hatte. Der Druck blockierte mich und ich landete am weitentferntesten Punkt bei Bad Brückenau außen.
Psychisch kein guter Start in den Wettbewerb.
Am zweiten Tag konnte ich den Druck, durch eine vermeintliche Aussichtslosigkeit auf
eine gute Platzierung, loslassen und entspannter fliegen. Obwohl ich diesmal auf Wasser verzichtete, um zusätzlichen Stress zu vermeiden, lief es ziemlich gut. Ich konnte mich auf das Fliegen
konzentrieren und flog zeitweise sogar mit der Führungsgruppe mit.
Die folgenden Tage waren geprägt von sich ähnelnden Aufgaben im Odenwald, Spessart und
Kraichgau. Besonders in Erinnerung blieb mir eine Navigationspanne, bei der ich versehentlich den falschen Wendepunkt in XCSoar eingegeben hatte. Erst als mein Teamkollege, mit dem ich die ganze
Zeit auf derselben Frequenz war, 90 Grad schräg zu mir ankam, bemerkte ich meinen Fehler. Dies führte dazu, dass ich wertvolle Zeit verlor und letztlich weit hinten landete. Am zweiten Wochenende
des Wettbewerbes wurde aufgrund des vielen Regens unter der Woche nicht mehr geflogen.
Rückblickend war der Wettbewerb dennoch äußerst lehrreich: Ich lernte, wie wichtig
eine sorgfältige und stressfreie Vorbereitung und das Setzen realistischer Ziele sind. Am Ende belegte ich den 22. Platz, was für den ersten Wettbewerb für mich eine ganz gute Platzierung ist.
Zudem konnte ich aufgrund der schönen Atmosphäre die Zeit dort sehr genießen und bekam einen angenehmen Einblick in die Wettbewerbsfliegerei.
Hochwasser, Leistungslager und die Afrikanische Schweinpest
Kurz nach dem Wettbewerb wurde unser Flugplatz in Oppenheim wegen Hochwassers
evakuiert. Für mich war dies vorerst nicht so einschneidend, da ich direkt ins Idaflieg-Leistungslager nach Bartholomä weiterziehen konnte. Auf dem Weg durfte ich noch einen Tag aus Lachen
fliegen, da das Wetter super vorhergesagt war. Hier konnte ich zum gerade stattfindenden Vergleichsfliegen hinzustoßen und durfte den ersten Wertungstag auch mit in der Wertung fliegen. Der Tag
war doch schlechter als vorhergesagt, was mich teilweise in schwierige Situationen gebracht hat. Als sich das Wetter besserte, konnte ich mich hinter die Führungsgruppe hängen und die 18m-Flieger
etwas ärgern. So schaffte ich es an diesem Tag auf dem 5. Platz zu landen.
Das Streckenflugtraining, ausgerichtet durch die Akaflieg Stuttgart, wurde maßgeblich
von Clara und mir geplant und orientierte sich an der großartigen Organisation des rheinlandpfälzischen NEST. Die ersten Tage verbrachten wir im Regen, während der Flugplatz zunehmend
unbefliegbar wurde. Doch schließlich kam ein guter Tag und wir starteten von der benachbarten Asphaltpiste in Donzdorf.
Die Bedingungen waren herausfordernd: niedrige Basis, diesige Sicht und schwierige
Thermik. Gemeinsam mit Mikro Scholz in seiner LS8-t und einer weiteren LS8 kämpften wir uns tief über die Alb. Obwohl wir am Ende in Oppingen, nur wenig Kilometer vor unserem Startplatz entfernt,
außengelandet sind, war der Flug eine wertvolle Übung für die vielen folgenden Tage mit tiefer Basis.
Besonders bereichernd war auch ein Flug mit Mathias Schunk als Trainer. Der Fokus lag
auf Teamflug und Taktik. Gerade hier kam es mir zugute, dass ich die Möglichkeit hatte, die LS8 auch mit 18-Meter fliegen zu können und so gut mit einem Duo zusammenfliegen konnte. Auch wenn der
Flug weder besonders lang noch schnell war, veränderte er meine Herangehensweise tiefgehend. Ich verstand, wie viel mehr man durch die richtige Kommunikation und Zusammenarbeit im Team gewinnen
kann, um so gemeinsam einen Vorteil zu erfliegen.
Der folgende Monat war eine Durststrecke, da entweder das Wetter nicht passte, der
Flugplatz Oppenheim noch nicht befliegbar war oder ich auf der Euroglide unterwegs war.
Anfang Juli konnte ich noch einen nennenswerten Flug aus Oppenheim machen. Nachdem es
anfangs nach eine Auslandung in Worms aussah, entwickelte sich alles doch zum Besseren. Ich kam super durch den Pfälzer Wald und fand einen guten Weg bis weit in den Odenwald, teilweise mit einem
110km/h Schnitt in der letzten Stunde.
Kurz danach, ab dem 21. Juli war das Fliegen in Oppenheim erneut untersagt, diesmal
wegen der Afrikanischen Schweinepest. Glücklicherweise kam ich in Koblenz unter und durfte dort am Fluglager teilnehmen.
Juniorenquali Grabenstetten
Im August ging es für mich zur Juniorenqualifikation in Grabenstetten, obwohl ich mich
aufgrund meines Alters nicht mehr qualifizieren konnte. Mein Ziel war, Erfahrung zu sammeln und meine fliegerischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Der Wettbewerb wurde jedoch durch anstehende
Klausuren und wechselhafte Wetterbedingungen zusätzlich erschwert.
Am ersten Tag entschied ich, nicht zu fliegen, da die Wetterprognose unsicher war –
eine gute Wahl, da im Grid bereits neutralisiert wurde. Am zweiten Tag flog ich eine kurze Platzrunde, entschied mich jedoch für eine sichere Landung am Platz, da zum einen die Thermik sehr
schwach war und zum andern bereits einige Flugzeuge unter mir außengelandet waren. An Tag drei wurde eine AAT ausgeschrieben, bei der ich durch einen Fehler von XCSoar deutlich länger flog als
geplant, was sich sehr negativ auf meine Wertung auswirkte.
Der vierte Tag bot die beste Wetterbedingung der Woche, sodass eine
356-Kilometer-Racing-Aufgabe ausgeschrieben wurde. Ich flog früh ab und hatte zunächst einen guten Lauf, verlor jedoch durch chaotisches Kreisen in einem Pulk mit der Clubklasse wertvolle Zeit.
Besonders im Gedächtnis ist mir die eine Wolke im Schwarzwald mit Steigwerten über 5m/s geblieben, die ich sogar auf Hin- und Rückflug nutzen konnte. Insgesamt konnte ich den Tag trotz kleiner
Fehler sehr zufrieden abschließen.
Tag fünf widmete ich dem Lernen, da der Tag neutralisiert wurde. Am sechsten Tag
sorgte die niedrige Basis für überfüllte Bärte und schwierige Bedingungen. Einige Piloten landeten früh außen, während ich mich dazu entschied, mich zurück zu kämpften und den Tag vorzeitig,
jedoch sicher auf dem Flugplatz zu beenden. Am siebten Tag lernte ich erneut, was jedoch einen Rückfall in der Platzierung bedeutete, da wider meiner Erwartung geflogen wurde. Der letzte
Wertungstag bot eine interessante Racing-Aufgabe, bei der ich mich trotz mehrerer Ausbuddelaktionen weiterkämpfte, bevor ich bei schwächster Thermik am Berneck landete.
Am Ende platzierte ich mich genau in der Mitte des Teilnehmerfeldes. Retroperspektiv
wäre mit mehr Außenlanderisiko und weniger Unistress eine bessere Platzierung möglich gewesen, wobei ich jedoch zufrieden mit der erbrachten Leistung bei meiner ersten Quali unter den Umständen
bin.
Leider ist mir danach das Streckefliegen verwehrt geblieben, da entweder Klausuren
anstanden, die Afrikanische Schweinepest in Oppenheim wütete oder ganz einfach das Wetter nicht mehr mitgespielt hat.
Ich habe sehr viel in diesem Jahr lernen können, auch wenn ich nicht alle meine selbst gesteckten Ziele erreichen konnte. Vielen Dank für das Vertrauen des Fördervereins mir die RP2 zur Verfügung
zu stellen und an alle Personen, die mich dieses Jahr unterstützt haben. Besonders muss ich Clara, Julian, Maxi, Steffen und vor allem Charlotte für die große Unterstützung bei jeglichen
Wettbewerben bedanken. Ebenfalls vielen Dank an die ganzen Vereine, die mich in die Luft gebracht haben, wobei ich mich bei meinem Heimatverein, dem AC Oppenheim, für die Empfehlung gesondert
bedanken will.
Nun geht ein wunderbares Jahr zu Ende und ich wünsche der nächsten Person, die die
Ehre hat, dieses Flugzeug ein Jahr lang bewegen zu dürfen, viel Spaß und schöne Flüge mit der RP2.
Tom Everwin